Die Bäuerin Silke Zetl steht mit verschränkten Armen vor ihrem Hof und blickt ernst, selbstbewusst, vielleicht sogar ein wenig reserviert, in die Kamera. Die Frau mit kurzem blonden Locken ist erst 23 Jahre alt, doch hat sie bereits den von Ulmen umstandenen, seit 1857 bestehende Warfthof Marcussen auf der nordfriesischen Insel Pellworm geerbt. Vielseitig ausgebildet, hatte sie ein Jahr als Hauswirtschaftsleiterin in Schweden gearbeitet, bevor sie zum heimatlichen Hof zurückkehrte. 
Ulrich Mack, der Fotograf der Schwarz-Weiß-Aufnahme, wurde an der Hamburger Hochschule für bildende Künste bei Alfred Mahlau (Malerei) und Eberhard Troeger (Fotografie) ausgebildet. 1968 hielt er sich zum ersten Mal auf der Nordseeinsel Pellworm auf. Anlass stellte eine „Stern“-Reportage mit dem Titel „Dichter und ihr Paradies: Siegfried Lenz – Pellworm“, die Mack begleitete. Seine Begeisterung für die Insel war seither entfacht. Ab 1973 arbeitete er als freier Fotograf in Hamburg, produzierte Filme für den NDR und machte Werbeaufnahmen. Doch die Insel ließ ihn nicht los. 1978 begann er mit seiner Foto-Dokumentation über Pellworm, das Watt und die Halligen. Auf Pellworm interessierten ihn neben der Landschaft auch insbesondere die Menschen, die er bis 1981 in zahlreichen Porträts verschiedener Alters- und Berufsgruppen festhielt. 
Die Aufnahme von Silke Zetl gehört zu einem Portfolio von 18 analogen Fotografien auf Polaroid, angefertigt mit einer 13 x 18 cm Holzkamera und einer Polaroid 600 SE. Die Serie eröffnet mit einer Gebäudeansicht, gefolgt von 17 Porträts der Pellwormer*innen. Dem Mappenwerk sind Ulrich Macks Beschreibungen der Lebensweise auf der Insel vorangestellt. In Kürze umreißt der Fotograf etwa die besonderen Bedingungen in diesem dem Wasser trotzenden Lebensraum. Er nennt die historischen Überschwemmungen, erwähnt den Rückzug der Insulaner*innen auf die erhöhten Warften, das Angewiesensein auf den Schutzdeich sowie auch die Isolation, wenn in Eiswintern die Insel mitunter mehrere Wochen nicht durch Schiffe erreichbar ist. Nicht jede und nicht jeder ist dafür geschaffen. Zur Zeit der Foto-Dokumentation benennt Ulrich Mack einen Bevölkerungsrückgang von 1800 auf 1100 Personen innerhalb der letzten 30 Jahre. Man kommt kaum umhin, hier eine von ihm  attestierte Zähigkeit der Gebliebenen zwischen den Zeilen zu lesen. 
Das Pellwormer-Projekt strahlte weiter über die Region hinaus, als Ulrich Mack 1984 eine sinnfällige Gegenüberstellung gelang: Auf Harkers Island, nahe der Küste von North Carolina, fotografierte er acht Monate lang die Insulanerinnen und Insulaner und schuf so in den USA ein Pendant zu den Pellwormer Aufnahmen. Mehrere Fotobände bringen seine Fotografien, die zu beiden Seiten des „Großen Teichs“ entstanden, in ein direktes Gegenüber.(1) KH

(1)	Mack: Inselmenschen, Kiel 1995; Blankenburg/Stomberg/Wolf: Inselmenschen, Boston 2000.



The farmer Silke Zetl stands in front of her farmhouse with arms crossed, gazing into the camera with a look that is serious, self-assured and perhaps a little reserved. The woman with short blonde curls we see in the picture is only 23 years old, but she has already inherited the Warfthof Marcussen, a farmstead established on the North Frisian island of Pellworm in 1857. After training in diverse fields, she worked as a facility manager in Sweden for a year before returning to the farm she came from. 
Ulrich Mack, the photographer who shot this black-and-white photo, studied with Alfred Mahlau (painting) and Eberhard Troeger (photography) at Hamburg’s Hochschule für bildende Künste (HFBK). In 1968 he stayed on the North Sea island of Pellworm for the first time. The German magazine “Stern” was planning an article – “Poets and Their Paradise: Siegfried Lenz – Pellworm” – and Mack accompanied the author there. This visit sparked a lasting enthusiasm for the island. From 1973 he worked as a photographer in Hamburg, produced films for the NDR broadcasting company and shot commercials. But the island never ceased to captivate him. He began shooting his documentary photos of Pellworm, the Wadden Sea and the Halligen islands in 1978. Besides the landscape, he was especially interested in the people on Pellworm and, until 1981, he captured them in numerous portraits depicting people from various age groups and professions. 
The photo of Silke Zetl belongs to a portfolio consisting of 18 analogue photographs shot on Polaroid film and created with a 13 x 18 cm wooden camera and a Polaroid 600 SE. The series opens with a view of a building, followed by 17 portraits of people from Pellworm. This portfolio work is prefaced by Ulrich Mack’s descriptions of how people live on the island. The photographer briefly outlines, for example, the distinctive living conditions in this space which exists in defiance of the water. He lists the historical floods, mentions the islanders’ retreat to the artificial mounds of the terps and their dependency on the dyke as well as their isolation during icy winters, when the island sometimes becomes inaccessible to ships for weeks at a time. Not everyone is cut out for this. Writing at the time his documentary photos were shot, Ulrich Mack mentions a decline in the island’s population from 1800 to 1100 within the previous 30 years. It’s scarcely possible to avoid reading between the lines and seeing the tenacity he attributes to those who have remained. 
Then, in 1984, the scope of the Pellworm project pushed beyond the local region when Ulrich Mack achieved an illuminating comparison. Spending eight months photographing the inhabitants of Harkers Island, off the coast of North Carolina, he created an American pendant to the Pellworm photographs. Multiple photobooks directly juxtapose the images he created on both sides of “the pond”.(1) KH

(1) Mack, Inselmenschen (Kiel, 1995); Blankenburg, Stomberg and Wolf, Inselmenschen (Boston, 2000).

Der Fotograf dieser Aufnahme, Ulrich Mack, wurde an der Hamburger Hochschule für bildende Künste ausgebildet und hielt sich 1968 zum ersten Mal auf der nordfriesischen Insel Pellworm auf. Ab 1973 arbeitete er als freier Fotograf in Hamburg, produzierte Filme für den NDR und machte Werbeaufnahmen. 1978 begann er mit seiner Foto-Dokumentation über Pellworm, das Watt und die Halligen. Auf Pellworm interessierten ihn neben der Landschaft auch insbesondere die Menschen, die er in zahlreichen Porträts verschiedener Alters- und Berufsgruppen festhielt.

Die abgebildete Bäuerin Silke Zetl ist erst 23 Jahre alt, doch hat sie bereits den seit 1857 bestehenden Warfthof Marcussen auf Pellworm übernommen. Die Aufnahme von ihr gehört zu einer Serie analoger Fotografien, begleitet von Ulrich Macks Beschreibungen der Lebensweise auf der Insel. In Kürze umreißt er etwa die besonderen Bedingungen in diesem dem Wasser trotzenden Lebensraum. Er nennt die historischen Überschwemmungen, den Rückzug der Insulaner*innen auf erhöhte Warften, sowie das Angewiesensein auf den Schutzdeich.

Silke Zetl (23)

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Silke Zetl (23), 1978/79