Mit seinem expressiven Œuvre zählt der Norweger Edvard Munch zu den Begründern der Moderne. Seine Arbeiten verdeutlichen das Bestreben nach dem idealen Ausdruck menschlicher Gemütszustände. Liebe, Angst, Verzweiflung, Trauer und Tod prägten nicht nur Munchs eigenes Leben, sondern auch seine Werke. Um die Jahrhundertwende war Munch sowohl Mitglied der Künstlergruppe „Kristiania-Bohème“ als auch des „Schwarzen Ferkels“ und lernte die norwegischen Dichter, Dramatiker und Kritiker Hans Jæger (1854–1910), Gunnar Heiberg (1857–1929) und Sigurd Bødtker (1866–1928) kennen.(1) Exzessiver Alkoholkonsum, Verfolgungswahn, Angststörungen und die Distanzierung von der Bohème stürzten den Künstler in eine Lebenskrise. 1908 verbrachte Munch einige Monate in einer Nervenklinik und schuf die lithografische Mappe „Alpha und Omega“. Der aus 18 Lithografien bestehende Zyklus erzählt die Geschichte zweier Menschen, die mit verschiedenartigen Tierwesen auf einer utopischen Insel leben. Die idealisierte Liebesbeziehung zwischen Alpha und Omega kehrt sich in Distanzierung und Entfremdung des Paares. Aus Omegas körperlicher Hinwendung zu den Inseltieren entstehen Mischwesen, die in der Lithografie „Alphas Nachkommen“ auftreten. Munch beschreibt das Schauspiel in seinem Prosagedicht: „Eines Tages kamen die Kinder Omegas zu ihm, ein neues Geschlecht war auf der Insel erwachsen, sie sammelten sich um Alpha und nannten ihn Vater. Es waren kleine Schweine, kleine Schlangen, kleine Affen, kleine Raubtiere und andere Wechselbälge des Weibes. Er verzweifelte.“(2) Die skizzenhaft dargestellten Figuren von Alpha und den Tierwesen bilden das Zentrum der Komposition und werden von zart angedeuteten Staffagen im Hintergrund umfasst. Alphas Haltung zeugt von großer Anspannung, während ihn die Mischwesen mit leeren Augen erwartungsvoll ansehen. In den Darstellungen der diversen Kreaturen offenbart sich Munchs kritischer Blick auf seine Zeit. So karikiert er ehemalige Mitglieder der Künstler-Bohème, indem er die grotesken Wechselbälger mit den Gesichtern der Gruppe versieht. Deutlich erkennbar sind die Karikaturen Gunnar Heibergs, der seitlich als rundliches „Krötenschwein“ erscheint sowie Sigurd Bødtkers, der als schwarzer Pudel im rechten Gruppenbereich auftritt. MN

(1) Beide Gruppierungen distanzieren sich von vorherrschenden konservativen und traditionellen Rollenbildern. Die „Kristiania-Bohème“ findet sich in der Hauptstadt Norwegens zusammen, während das „Ferkel“ in Berlin lokalisiert ist. 
(2) Zit. n. Arne Eggum: Alpha und Omega. Edvard Munchs satirisches Liebesgedicht, in: Eggum 1981, S. 14.



With his expressive oeuvre, the Norwegian Edvard Munch is to be counted among the founders of modern art. His works clearly illustrate his efforts to attain the ideal expression of human emotional states. Love, fear, despair, sadness and death not only shaped Munch’s own life but also his works. Around the turn of the century, Munch was a member of the artist group “Kristiania-Bohème” as well as the “Schwarzes Ferkel” (Black Piglet) and met the Norwegian poets, playwrights and critics Hans Jæger (1854–1910), Gunnar Heiberg (1857–1929) and Sigurd Bødtker (1866–1928).(1) Excessive drinking, paranoia, anxiety disorders and his increasing estrangement from the bohemian community plunged the artist into a crisis. In 1908 Munch spent several months at a psychological clinic and created the lithographic portfolio “Alpha and Omega”. This cycle of 18 lithographs tells the story of two people living on a utopian island with various kinds of animals. The idealised romantic relationship between Alpha and Omega turns into the couple’s increasing distance and alienation from each other. When Omega turns her physical attentions to the animals of the island, it leads to the hybrid creatures which appear in the lithograph “Alpha’s Progeny”. Munch describes the spectacle in his prose poem: “One day the children of Omega came to him; a strange brood had sprouted upon the isle. They gathered around Alpha, whom they called their father. There were swinelets, viperlets, apelets, wild little beasts, and other bastards of the race of man. He gave up all hope.”(2) The sketchily depicted figures of Alpha and the animal-like creatures form the core of the composition, which is surrounded by the faintly suggested staffage of the background. Alpha’s pose indicates a great deal of tension, while the hybrid beings look at him expectantly with their blank eyes. Munch’s critical perspective on his own time reveals itself in his depictions of the various creatures. For example, he caricatures former members of the bohemian community of artists by providing the grotesque changelings with faces from the group. The caricatures of Gunnar Heiberg, who appears to the side as a rotund “toad-pig”, as well as Sigurd Bødtker, who appears in the form of a black poodle to the right of the group, are clearly identifiable. MN

(1) Both groups distanced themselves from dominant conservatively and traditionally normative roles. The “Kristiania-Bohème” came together in the capital of Norway, while the “Ferkel” was centred in Berlin.
(2) Cited in: Edvard Munch: Alpha and Omega; Its Gestation and Resolution, exh. cat., Sarah Lawrence College Gallery, Bronxville (New York, 1984), p. 33.

Mit seinem expressiven Œuvre zählt der Norweger Edvard Munch zu den Begründern der Moderne. Seine Arbeiten verdeutlichen das Bestreben nach dem idealen Ausdruck menschlicher Gemütszustände. Liebe, Angst, Verzweiflung, Trauer und Tod prägten nicht nur Munchs eigenes Leben, sondern auch seine Werke.

Um die Jahrhundertwende war Munch sowohl Mitglied der Künstlergruppe „Kristiania-Bohème“ als auch des „Schwarzen Ferkels“ und lernte die norwegischen Dichter, Dramatiker und Kritiker Hans Jæger (1854–1910), Gunnar Heiberg (1857–1929) und Sigurd Bødtker (1866–1928) kennen. Exzessiver Alkoholkonsum, Verfolgungswahn, Angststörungen und die Distanzierung von der Bohème stürzten den Künstler in eine Lebenskrise. 1908 verbrachte Munch einige Monate in einer Nervenklinik und schuf die lithografische Mappe „Alpha und Omega“. Der aus 18 Lithografien bestehende Zyklus erzählt die Geschichte zweier Menschen, die mit verschiedenartigen Tierwesen auf einer utopischen Insel leben. Die idealisierte Liebesbeziehung zwischen Alpha und Omega kehrt sich in Distanzierung und Entfremdung des Paares. Aus Omegas körperlicher Hinwendung zu den Inseltieren entstehen Mischwesen, die in der Lithografie „Alphas Nachkommen“ auftreten.

With his expressive oeuvre, the Norwegian Edvard Munch is to be counted among the founders of modern art. His works clearly illustrate his efforts to attain the ideal expression of human emotional states. Love, fear, despair, sadness and death not only shaped Munch’s own life but also his works.

Around the turn of the century, Munch was a member of the artist group “Kristiania-Bohème” as well as the “Schwarzes Ferkel” (Black Piglet) and met the Norwegian poets, playwrights and critics Hans Jæger (1854–1910), Gunnar Heiberg (1857–1929) and Sigurd Bødtker (1866–1928). Excessive drinking, paranoia, anxiety disorders and his increasing estrangement from the bohemian community plunged the artist into a crisis. In 1908 Munch spent several months at a psychological clinic and created the lithographic portfolio “Alpha and Omega”. This cycle of 18 lithographs tells the story of two people living on a utopian island with various kinds of animals. The idealised romantic relationship between Alpha and Omega turns into the couple’s increasing distance and alienation from each other. When Omega turns her physical attentions to the animals of the island, it leads to the hybrid creatures which appear in the lithograph “Alpha’s Progeny”.

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Entdecken Sie die norwegische Landschaftsmalerei mit Arbeiten etwa von Johan Christian Dahl, Peder Balke oder Edvard Munch sowie Werke der dänischen Künstlerkolonie Skagen, u.a. von Anna und Michael Ancher, P.S. Krøyer oder Christian Krohg. Herausragend vertreten ist der deutsche Impressionist Max Liebermann, der regelmäßig an der niederländischen Küste weilte. Diese wird auch von den holländischen Romantikern wie Andreas Schelfhout oder den Vertretern der Haager Schule wie Henrik Willem Mesdag oder Jozef Israëls in den Blick gerückt. Mit Piet Mondrian und Jan Toorop kündigt sich die Moderne an. Die deutsche Nordseeküste wird in den expressionistischen Arbeiten eines Max Beckmann, Erich Heckel oder Emil Nolde erfahrbar.

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